
Aufstehen, Zähneputzen, Rucksack packen, so viel wie möglich frühstücken und los. Unser zweiter Tag auf dem Dolomiten-Höhenweg führt zunächst durch die riesigen Schotterfelder unter der Nordwand des Monte Pelmo. Und dabei wird spürbar, was weitwandern heißt.
Noch vor zwei Tagen in Cortina lag der Pelmo weit voraus, heute lassen wir ihn hinter uns. Zu Fuß gehen ist anders, langsamer, aber auch intensiver. Jeder Schritt bedeutet, ein Stück voranzukommen.
Jetzt gehen wir durch eine Rhön-ähnliche Mittelgebirgslandschaft Richtung Civetta. Die grauen Wolken über der Gebirgsgruppe lösen sich in Fetzen auf, immer mehr Fels wird sichtbar. Leider aber auch immer mehr Menschen.
Von Bergeinsamkeit ist auf diesem Abschnitt keine Spur, eine Kolonne wälzt sich den Höhenweg entlang. Schnaufend, kreischend. Verständlich und doch enttäuschend. Berauschende Natur und eine nahe Seilbahn sind keine gute Kombination.








Wir blenden die Massen aus, konzentrieren uns auf die Umgebung und stehen schon kurz nach dem Rifugio Coldai einmal mehr staunend in einer Scharte: Vor uns glitzert der Lago Coldai blaugrün, schräg dahinter ragt der Torre Coldai in den blauen Himmel, rechts geht es tief ins Tal zum türkis leuchtenden Alleghe-See. Schön.
Und dann wird es schöner als schön. Vom See führt der Höhenweg direkt unter der gewaltigen Civetta-Nordwestwand entlang. Hunderte Meter Felsvertikale. Winzig klein sind wir dagegen und gebannt von dieser Wand. Dort eines Tages klettern, das wäre ein Traum.
Idealerweise liegt oder besser thront das Rifugio Tissi genau gegenüber der Civetta auf einem Felsvorsprung. Wie ein Adlerhorst, mit Weitblick über das Alleghe-Tal. Es ist der ideale Platz zum in der Sonne liegen, entspannen, genießen – und träumen.
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