Via Ferrata Marmol unter blitzblauem Himmel – und plötzlich liegen die Alpen hinter uns

Und plötzlich liegt da Belluno. Keine Alpen mehr, keine hohen Gipfel, keine schneebedeckten Berge. Nur noch der Voralpen-Rücken des Nevegal und dann Ebene, flaches Land, bis ans Meer. Der Moment überwältigt uns. Freudentränen fließen, wir lachen und weinen zugleich. Halten uns ganz fest.

Wir haben heute unsere letzte Gebirgsgruppe überquert, die Schiara. Mit den ersten Sonnenstrahlen um 5.15 Uhr sind wir aufgestanden, haben im rosa Morgenlicht gefrühstückt. Der Himmel über uns war blitzblau wolkenlos, perfekt.

Über den Klettersteig Via Ferrata Marmol führte die Etappe zum Rifugio 7° Alpini über Belluno. Sieben bis acht Stunden, und die wurden anstrengend, körperlich und psychisch.

Zunächst ging es auf einem 20 cm schmalen Wiesenpfad durch teils schulterhohes Gras. Mühsam, aber nach zweieinhalb Stunden erreichten wir endlich den Fels, jetzt machte das Spaß.

Bis zur Scharte Forcella del Marmol konnten wir immer wieder weit zurück blicken, auf so viele Gipfel, so viele Gebirgszüge, auf die Alpen. Dann standen wir oben und vor uns lag Flachland. Und ein Wolkenmeer, nur einzelne Felsen unseres Abstiegs-Klettersteigs ragten heraus. Ein mysthischer Anblick.

Aber: Noch waren wir nicht unten. Im Gegenteil. Der Klettersteig dauerte drei Stunden, im Abstieg, nicht leicht. Teils ging es Hunderte Meter senkrecht unter unseren Füßen in den Abgrund, teils mussten wir über brüchigen Schotter balancieren. Wir waren froh um den Helm und die Sicherung.

Das Herz klopfte trotzdem an manchen Stellen Stakkato. Die Muskeln wurden müde. Der Steig zog sich, über luftige Querungen im Fels, über Leitern und Eisenstifte. Irgendwann umhüllten uns die Wolken aus dem Tal, die Sicht war weg, der Felsenweg dunkel. Wir waren einfach unglaublich froh, als wir das Ende erreichten.

Kurz darauf dann, im Rifugio, überrollten uns die Gefühle. Glück, Stolz, Freude, Erleichterung, Erschöpfung.

Der wichtigstee Teil unserer Tour ist geschafft, der, der uns am meisten bedeutet. Wir haben jetzt die kompletten Alpen von Norden nach Süden durchquert. Jeden Meter zu Fuß, drei Wochen lang. Davon haben wir lange geträumt. Es ist ein unfassbares Gefühl, schöner, emotionaler als alles andere bisher.

Comments

2 Antworten zu „Via Ferrata Marmol unter blitzblauem Himmel – und plötzlich liegen die Alpen hinter uns“

  1. Avatar von Steffi
    Steffi

    Ich musste auch ein paar Tränen verdrücken, als ich den Text gelesen habe. Ihr könnt ehrlich so, so stolz auf euch sein! Es ist wahnsinnig beeindruckend, was ihr in den letzten Wochen geleistet habt. Und nun am anderen Ende der Alpen angekommen zu sein, ist das verdiente (Zwischen-)Ziel. Genießt dieses tolle Gefühl, ich freue mich so sehr mit euch!!

  2. Avatar von ElkePopp
    ElkePopp

    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, IHR BEIDEN IHR HABT GROSSARTIGES GELEISTET!!! SEID STOLZ AUF EUCH❣️❣️

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