
Eigentlich wollten wir heute nur nach Cortina d’Ampezzo absteigen. Eher langweilig, dachten wir. Von wegen.
Nach einem typisch italienischen Viel-Zucker-Frühstück wandern wir vom Misurinasee auf dem Sentiero 224 hinauf an die Flanke des Piz Popena. Erst durch Wald und Latschen, dann im Schotter. Und je höher wir kommen, desto atemberaubender wird die Umgebung.
Im Osten die wild gezackte Cadini-Gruppe, im Süden voraus das imposante Sorapiss-Massiv, dick und mächtig, noch immer mit hellen Schneeflecken in den Scharten. Im Norden, hinter uns, die Drei Zinnen, weit unten glitzert der Misurinasee. Und direkt über uns ragen gelb-beige Felsnadeln wie ein Krokodilgebiss in den Himmel.
Die Natur verzaubert uns, die Sonne strahlt. Der Weg ist schmal, bricht teils steil in die Tiefe ab, es braucht Konzentration und macht Spaß.








Bei der Querung zum Passo Tre Croci, tauchen hinter den Felszacken der Piz Popena und der Monte Cristallo auf. Noch größer, noch eindrucksvoller. Ihre Gipfel schweben in den Wolken, wie wir es oft bei den ganz hohen Bergen in diesem Sommer erleben.
Am Passo Tre Croci machen wir kurz Pause. Der Pass ist Tummelplatz für Radler, Biker und jetzt erst startende Wanderer (Italiener beginnen Touren eher gemütlich, gegen Mittag, nicht wie deutsche Bergfexe gern mal um sechs).
Wir bleiben nicht lange, noch ein gutes Stück Abstieg bis nach Cortina liegt vor uns. Dabei holen uns ab und an die Erinnerungen ein, vor zwei Jahren endete hier unsere Tour. Das war schlimm, tat weh, belastet. Gedanken kreisen, Hand in Hand geht es besser. Auf so einer Tour, bei so einem Abenteuer, kann immer alles passieren.
Aber: Als wir das komplette Panorama der Cortina-Berge sehen, die Tofane, die Cinque Torri, den Monte Cristallo, breitet sich Glück aus im Bauch und Frieden im Kopf. Es ist so schön hier. Und wir freuen uns einfach, wieder da zu sein.
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