Immer weiter Richtung Süden: Die großen und kleinen Wow-Momente

Kurz vor halb sieben ist es soweit. Die Sonne schickt die ersten Strahlen über die Civetta und taucht die Landschaft in magisches Licht. Orange, blassrot, rosa, lila, hellblau – der Himmel leuchtet. Einzelne Nebelstreifen ziehen zwischen den Dolomiten-Gipfeln hindurch. Es sieht aus wie ein Gemälde, unwirklich. Andächtig stehen wir ganz allein am Gipfel der Cima di Col Rean. Der Moment ist still und tief.

In der Hütte hingegen herrscht Chaos. Alle stürmen gleichzeitig das Frühstück, laut, voll, wir fliehen auf die Terrasse. Dort sitzen wir in Ruhe, zu viele Menschen machen nervös.

Das haben wir längst gelernt über uns: Wir sind am liebsten allein unterwegs, zu zweit. Der Rummel gerade der italienischen Hütten ist uns zu viel.

Deshalb starten wir bald. Unser Ziel ist heute der Passo Duran. Sechs bis sieben Stunden bei über 30 Grad, es wird eine heiße und lange Etappe. Wir umrunden dabei die Civetta im Süden und wandern dann stundenlang durch Fels-Latschen-Wald-Wiesen-Dschungel.

Aber: Immer wieder gibt es diese Momente, wenn wir plötzlich um eine Kurve biegen oder eine Scharte erreichen –  dann ist es, als würde sich ein Fenster öffnen und wir blicken auf eine neue Wand, neue Felstürme, neue Bergkuppen.

Wow – das Wort verwenden wir ziemlich häufig auf dem Dolomiten-Höhenweg. Die Natur ist unvergleichlich, fast berauschend.

Als wir unsere Mittagsrast-Hütte, das Rifugio Bruto Carresitato, erreichen, essen wir einen extrem leckeren Apfelstrudel und trinken jeder zwei Liter. Es ist lustig, wie viel wir auf der Tour in uns hineinstopfen, und doch rutscht die Hose mittlerweile.

Nach der Pause wandern wir ganz entspannt zum Passo Duran, auf die Schiara zu. Unser letzter Alpen-Teil den wir durchqueren wollen. Beim Blick Richtung Süden sieht man schon, wie das Land flacher wird, irgendwo dort ist das Meer. Weit weg noch und doch nicht mehr fern. Ein Gänsehaut-Moment, einer der großen.

Einen kleinen erleben wir im Rifugio San Sebastiano, wo wir heute übernachten. Wir haben ein Zimmer mit eigener Dusche. Sauber. Privatsphäre. Gemütlich. Wir kuscheln uns aufs Bett und sind einfach zufrieden.

Comments

Eine Antwort zu „Immer weiter Richtung Süden: Die großen und kleinen Wow-Momente“

  1. Avatar von Steffi
    Steffi

    Mein Tag hat auch um halb sieben begonnen 😄 Allerdings mit zwei quäkenden Mädels, die versorgt werden wollten… Sehr gerne würde ich uns zu euch beamen, um euch ein Stück zu begleiten. Aber durch den Blog sind wir ja auch immer ein bisschen dabei ❤️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert