
Endlich geht es weiter. Noch einmal nach oben, insgesamt 1600 Höhenmeter. Es ist unser letzter Aufstieg, zum Rifugio Col Visentin.
Wir freuen uns darauf, wieder in die Natur zu kommen. Der Lärm, die Musik, die Autos, die vielen Menschen, all das war uns am Pausetag fast zu viel. Die Berge fehlen schon jetzt, die Ruhe und der Frieden.
Im Rifugio Col Visentin hoffen wir auf noch etwas Berggefühl. Der Weg nach oben allerdings ist heiß und hässlich. Wir queren stillstehende Lifte, stapfen steile Pisten nach oben. Der Nevegal ist Skigebiet, die Natur zerstört. Ein Freizeitpark eher als Ruheort. Schade.
Nach einem nicht enden wollenden Wiesenpfad erreichen wir schließlich den Gipfel und die Hütte. Nur leider ist sie furchtbar. Das Schlaflager im Keller ist dunkel, voller Spinnen, Falter und Raupen. Überall ist es dreckig und riecht. Wir wollen am liebsten weg – aber ein Gewitter zieht auf, donnert, versperrt uns den Weg.





Wir sind traurig, harren aus. Genießen so gut es geht. Zumindest den einmaligen Blick Richtung Süden. Richtung Venedig.
Und tatsächlich: Am Horizont glitzert das Meer! Es ist ein ergreifender Moment. Da ist das Ziel, da wollen wir hin. Jetzt sehen wir es zum ersten Mal. Unbeschreiblich. Das Herz schlägt einen kleinen Purzelbaum.

Und dann entscheiden wir uns, zu gehen. Auf dieser Hütte wollen wir unseren letzten Bergabend nicht verbringen. Die Gewitter sind vorbeigezogen und auf der nächsten Hütte ist ein Doppelzimmer frei. Los geht’s. Wir wandern dem Sonnenuntergang entgegen und es fühlt sich absolut richtig an.


Nach 40 Minuten erreichen wir das Rifugio Bristot, mit roten Fensterläden, Blumenkästen, blitzsauberen weißen Betten. Die Wirtin ist unglaublich nett, wir bekommen noch einen Schokokuchen und fühlen uns zuhause. Angekommen für heute.
Weit unter uns liegt Belluno, dahinter die Schiara, die Alpen. Und dann beginnt die Sonne, rote Strahlen durch ein Wolkenloch zu werfen. Der Piave glüht rotorange. Ein Lichterzauber, magischer als jedes Feuerwerk. Wir stehen minutenlang und schauen und wissen: Das sind sie, die Momente, die wir nie vergessen werden!

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